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Wünsch-dir-was-Winter-Fotocamp auf Usedom Februar 2025

Usedom blickt als beliebtes Sommerfrische-Ziel für Aristokratie, feine Gesellschaft und alle, die dazugehören wollten und es sich leisten konnten auf eine lange Tradition zurück. Der Ort Heringsdorf wurde zusammen mit den benachbarten Ostseebädern Ahlbeck und Bansin vor bereits über 150 Jahren zu Zeiten des preußischen Kaisers Wilhelm II. zu „Kaiserbädern“ hochgeadelt mit repräsentativen Bädervillen und Prachtbauten. Die Beliebtheit der Ostseebäder ist ungebrochen, denn mit stolzen durchschnittlich über 1900 Sonnenstunden im Jahr und einem breiten 42 km langen Sandstrand vom nordwestlichen Peenemünde bis zum östlichen (polnischen) Swinemünde lockt die ‚Badewanne Berlins‘ ganzjährig Badegäste, Sonnen- und Meerblickhungrige und siehe da, auch Fotografiebegeisterte an.

 

Unsere Unterkunft liegt direkt an der Seepromenade in Heringsdorf. Was für ein Komfort: Wir sind alle gemeinsam und ohne weitere Hausgäste in einem optimalen Domizil untergebracht mit großzügig und modern eingerichteten Appartements, gut ausgestatteter Küche, großem Wohnzimmer, Balkon und viel Platz. Im Frühstücksraum können wir gemeinsam in den neuen Tag starten, sehr fürsorglich von der Hausdame versorgt. Auch ein großer Seminarraum steht uns für die tägliche Bild-und-mehr-Besprechung und für Werners Jederzeit-gesprächsbereit-Sprechstunde zur Verfügung.

 

Die unmittelbare Strandnähe und eine moderate Sonnenaufgangszeit um 7:15 Uhr gibt uns dann auch gleich ab dem ersten Tag sieben Mal die Chance auf das ultimative Sonnenaufgangsfoto mit Sonnenball über der Pyramide der Heringsdorfer Seebrücke. An den ersten beiden Morgenausflügen können wir auch gleich noch das seltene Phänomen ‚Pfannkucheneis‘ in unmittelbarer Ufernähe bestaunen.

 


© Thomas Nitzlader
© Thomas Nitzlader

© Josef Katscher
© Josef Katscher

Die ersten drei Tage liefern uns bereits die vielfältigsten Fotomotive mit Strand, Eis, Möwen, Buhnen, den Seebrücken von Heringsdorf, Bansin und Koserow, der Steilküste von Bansin und einer kleinen Wanderung auf den 54 m hohen Streckelsberg, flankiert von einer täglichen Foto-Challenge-Aufgabe, um en passent auch fokussiert an ein bestimmtes fotografisches Thema heranzugehen. Mit dem Wetter haben wir richtig Glück: Zwar erfrischend kalt um die 0°C, aber durchweg trocken mit abwechslungsreichem Himmel, auch mal Morgennebel oder morgendlicher Raureif mit eiskalter Wintersonne. Und auch der teilweise noch verschneite Sandstrand mit Dünengras und Strandhafer, vereisten Buhnenbohlen, Eisfeldern mit spannenden Strukturen und Bruchstellen machen den besonderen Reiz dieser Jahreszeit aus.



© Josef Katscher
© Josef Katscher

© Monika Katscher
© Monika Katscher

Weiter weg gelegene Ziele wie Koserow, das polnische Seebad Swinemünde, die spektakuläre Klappbrücke Wolgast und weitere Fotospots erreichen wir als Fahrgemeinschaften mit dem Auto. Die moderne Architektur in Swinemünde bietet dabei ein urbanes Kontrastprogramm und viele Motive zum Tagesthema Linien.



© Thomas Nitzlader
© Thomas Nitzlader

© Cordula Riemenschneider
© Cordula Riemenschneider

Das Format „Fotocamp auf Usedom“ eignet sich auch sehr, um sich einmal in Ruhe neuen oder anderen fotografischen Themen zu widmen, die man eher nicht in Werners spannenden Portfolio-Städten mit spektakulär-moderner Architektur verorten würde. Insofern ist das Thema Intentional Camera Movement (ICM), also Fotos mit absichtlicher Kamerabewegung (manche sagen auch einfach ‚Wackelbilder‘) auch dieses Jahr wieder auf breites Interesse gestoßen. Strand und Meer eignen sich dabei perfekt für impressionistisch anmutende gewischte Bilder.


© Monika Katscher
© Monika Katscher
© Cordula Riemenschneider
© Cordula Riemenschneider

Nach den Fotoexkursionen bleibt noch Zeit, um die eigenen Fotos für die tägliche Challenge oder zur Bildbesprechung auszuwählen. Gegen Abend treffen wir uns alle wieder im Seminarraum. Hier wartet schon alles fix und fertig vorbereitet auf uns, denn im Vorfeld konnten wir schon Themen benennen, die uns besonders interessierten und sich jetzt alle auf Kärtchen an der Pinnwand wiederfanden. Auf den seitlichen Tischen sammeln sich dann auch noch etliche mitgebrachte und selbst gestaltete Fotobücher von Werner und verschiedenen Teilnehmenden an und liefern sehr interessante Erkenntnisse, wie unterschiedlich und mit welchem thematischen Fokus diese Bücher gestaltet werden können.



Ein besonderes Highlight ist Werners Fotodrucker, den er extra hierher mitgebracht hat. So kann er unsere Bilder der täglichen Fotochallenge ausdrucken und zur anonymen Stimmabgabe und Prämierung auslegen. Der ausgelobte Tagessieger kann sich dann auch noch über ein Buchgeschenk zu einem Fotografie-Thema freuen und alle Beteiligten über die persönlichen Fotos.

 

Besonderheiten sind auch die individuellen Teilnehmer-Beiträge, wie etwa Thomas‘ sehr gelungene Video-Diaschau seiner Tansania-Fotosafari, oder sein kleineres Format vom Charles-Dickens-Festival in Deventer. Und wer hat denn schon einmal etwas von Steampunkern gehört? Man möchte fast glauben, dass die begeisterten Freizeit-Punker Anno 1900 genau so ausgesehen haben könnten, so liebevoll und detailreich statten sie sich von Kopf bis Fuß aus und setzen sich dann auch noch in einer qualmenden historischen Dampfeisenbahnlocation in Luxemburg wirkungsvoll in Szene, wie Monika uns in ihrer beeindruckenden Video-Diaschau zeigt. Und wer nach dem Seminarraum-Treffen noch immer nicht genug hat, kann sich mit Hans auch noch an nächtlicher Astro-Fotografie versuchen.

 

Neben all den vielen besprochenen Themen profitieren wir alle noch ganz besonders von Werners Beitrag zu seinem persönlichen perfektionierten, erstaunlich schlanken Workflow von der Motivauswahl bis hin zum fertigen Bild am Beispiel einer modernen, weißen Fußgängerbrücke in Lissabon. Bei konventioneller Sichtweise aus Stehhöhe wirkt sie zwar architektonisch noch interessant, aber durch ein ziemlich störendes Umfeld kann so kein gutes Bild daraus werden. Es sei nur so viel verraten: Das Zauberwort heißt Perspektive!

 

Die Organisation im Vorfeld und vor Ort sucht mal wieder ihresgleichen: Unterbringung, Ziele, Motive, Themen, Wetter und Zeitpunkte an den verschiedenen Locations passten bestens. Am Ende der Woche stellten wir mit Erstaunen fest, dass wir etwa 80 km zu Fuß unterwegs waren. Das kam uns wahrscheinlich gar nicht so viel vor, weil sich Strecke laufen und Fotostopps immer wieder abwechselten, zeitlich verteilten und es unterwegs genügend Möglichkeiten zur Stärkung und zum Aufwärmen gab: Angefangen beim frischen Fischbrötchen mal kurz im Stehen, Glühwein am Strand oder Einkehr nach Lust, Laune und persönlichem Hunger in Cafés und Restaurants. Dabei dürfen die Usedomer Besonderheiten in Form von frisch gebackenen Waffeln mit heißen Kirschen, Roter Grütze oder sonstigen Variationen im urigen Wasserschloss Mellenthin, oder das Wasserbüffelgulasch der Usedomer Inselmühle nicht unerwähnt bleiben.

 

Insofern blicken wir als gut harmonierende Gruppe auf eine durchweg gelungene Woche zurück, bereichert um viele neue Eindrücke, ganz viel Wissen rund um Fotografiethemen und natürlich um Fotos, die vielleicht schon im nächsten Fotobuch einen passenden Rahmen erhalten. Herzlichen Dank Werner, für Dein Fotocamp auf Usedom!

 

Cordula Riemenschneider

                     


 
 
 

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